DSA Buchrezension - Tractatus contra Daemones

DSA Buchrezension - Tractatus contra Daemones

Wagen wir gemeinsam einen Blick auf ein Buch, das die DSA-Gemeinschaft beim Erscheinen mitunter gespalten hat und für einige Diskussionen sorgte: Tractatus contra Daemones. Das Hardcover-Buch stammt aus der vierten Edition und ist per se eine Spielhilfe. Dennoch fand es keinen Einzug in der blauen, für Quellen- und Spielhilfebände, bekannte Reihe. Warum dies so ist, vermögen wir nicht zu sagen; möglicherweise passte es nicht ins farbliche Design und wurde somit ausgekoppelt.

Tractatus contra Daemones verfügt über die ISBN-Nummer 978-3-94042-459-4 und stammt aus dem Jahre 2008. Eine zweite Auflage folgte im Jahre 2010. Ulisses Spiele verlegte das Buch und verpflichtete redaktionell Jörg Raddatz und Heike Kamaris sowie vereinzelt Thomas Römer. Der übergeordnete Themenkomplex der Publikation lautet Dämonen des Schwarzen Auges. Erst 11 Jahre später sollte die Nachfolgepublikation Aventurisches Pandämonium I und II erscheinen.

 

Aufbau und Inhalt des Buches

Entgegen zahlreicher anderer Bände hilft uns das Buch auf den ersten halben Dutzend Seiten einen Einstieg ins Thema zu erlangen: Nämlich die Unterwelt Aventuriens. Was sind die Niederhöllen? Was ist ein Dämonenpakt? Welche Gefahren gehen davon aus und wieso sollte man sich damit auseinandersetzen? Aber Achtung, ein redaktioneller roter Faden spannt sich durchs Buch und verankert sich besonders in diesem Auftakt. Ein Gros der Inhalte kommt nämlich als inneraventurische Texte daher und dient vielmehr als Quellensammlung von fiktiven Charakteren Aventuriens. Das ist zum einen stimmig, bietet aber viel Spielraum für Interpretationen.

Anschließend beginnen die Kapitel der Dämonenfürsten. Wenn gleich es auch nur zwölf Erzdämonen gibt, hat man passender Weise ein dreizehntes Dämonen-Kapitel erarbeitet, dass sich mit freien und unabhängigen Dämonen befasst. Ob Blakharaz, Amazeroth oder Asfaloth, vom Aufbau her funktionieren die Kapitel des Buches Tractatus contra Daemones in altbekannter Manier. Einleitend finden wir eine ausgedehnte aventurische Quelle, gefolgt von einer mitunter furchteinflößenden Beschreibung des jeweiligen Erzdämons. Hiernach reihen sich zwei bis vier untergeordnete Kapitel, welche die bekanntesten Dämonen aus der jeweiligen Gefolgschaft vorstellen. Immer wieder wechseln sich regeltechnische bzw. spielerische Beschreibungen mit inneraventurischen Quellentexten ab und bilden beinahe schon ein Ensemble. Um dergleichen eine visuelle Vorstellungskraft zu verleihen, sind die Kapitel von zahlreichen Schwarz-Weiß-Bildern von Monstern und Dämonen durchzogen. Abgerundet wird das Erscheinungsbild mittels wiederkehrender Runen und Symbole. Wer sich durch die Inhalte der einzelnen Erzdämonen durchgearbeitet und überdies die vermeintlich freien und unabhängigen Dämonen kennengelernt hat, findet im Anschluss noch einmal die dämonische Symbolik erläutert. Viel interessanter dürfte dann aber noch einmal das Anhang-Kapitel anmuten. Hier finden wir zunächst die Spielwerte der einzelnen Dämonen.

Pro Seite werden zwei Dämonen visuell abgebildet, deren Beschwörungs- und Beherrschungsschwierigkeiten, wahre Namen, ihre mögliche Dienste und natürlich besondere Eigenschaften. Insbesondere Hobbybeschwörer dürften nach all den zuvor gelesenen Ingame-Beschreibungen froh über ein paar Fakten und Zahlen sein. So erfahren wir, dass ein Heshtot eine Beschwörungserschwernis von +11 mit sich bringt oder ein Ulchuchu vier Aktionen pro Kampfrunde hat. Spannend sind auch neue Kreationen, wie der Nurumbaal, ein Dukaten-Scheißender Esel, der sich von Herzen ernährt. Ganz am Ende, folgt der Anhang zwei und die allgemeinen Eigenschaften der Dämonen, die der Leserin im Detail erklärt werden.

 

RPGMarket-Fazit

Eingangs schrieben wir davon, dass die Publikation Tractatus contra Daemones die Spielerschaft mitunter geteilt hat. Unserer Meinung nach zu Recht. Wir haben hier einen Band vor uns liegen, der versucht zwei Dinge auf einmal zu erledigen. Das klappt leider nur bedingt gut. Während sich ein großer Teil der Spielerinnen und Spieler darauf eingestellt hat, ein explizites Nachschlagewerk für Dämonen zu erhalten, freute sich der andere Teil auf einen waschechten Quellenband. Weder das eine, noch das andere wurde erreicht. Zwar bietet Tractatus contra Daemones anteilig ein Kompendium, aber eben nicht umfänglich. Redaktionell hätte man deutlich weniger inneraventurische Texte verwenden sollen und somit mehr Platz für weitere Dämonen schaffen können. Denn mit rund drei Dämonen pro Erzdämon ist dies doch nur eine vergleichsweise geringe Anzahl. Andererseits ist es aber erst diesem ständigen Wechsel zwischen Hintergrundbeschreibungen und aventurischen Quellen zu verdanken, dass sich das Buch so flüssig und motiviert lesen lässt. Gerade diese Texte helfen beim Eintauchen in eine bisweilen vom Horror und von der Angst geprägten Welt. Kurzum bieten diese atmosphärischen Inhalte genug Ansatzpunkte für eigene spannende Abenteuer ohne alles gänzlich zu Bevormunden. So könnten beispielweise zahlreiche der im Buch abgedruckten Texte bei Recherchen in Bibliotheken durch Charaktere gefunden werden.

Unserer Meinung nach bietet der Inhalt einen Mehrwert für Spieler und Spielleiterinnen gleichermaßen. Doch aufgrund der genannten Kritikpunkte dürfte der Nutzen am Spieltisch selbst verhältnismäßig gering ausfallen. Vielmehr dient es als Vorbereitungslektüre. Spielleitern bietet es zahlreiche Geheimnisse und Unterweltinformationen und Spielerinnen eine Übersicht für Heldinnen mit Beschwörungsfähigkeiten und dem kleinen Drang zur schwarzen Magie.

 

Sollte man wissen

Als im Jahre 2008 das Buch in seiner ersten Auflage erschien, wurde es für einen Verkaufspreis von 25,-€ angeboten. Auch die zweite Auflage aus dem Jahr 2010, die zahlreiche Rechtschreib- und Grammatikfehler korrigierte und leichte Layoutanpassungen beinhaltete, lag bei 25,-€. Wer heute nach dem Buch Tractatus contra Daemones sucht, muss bedeutend tiefer in die Tasche greifen. So wird es heute für mindestens 45,-€ gehandelt, kann vereinzelt aber deutlich höhere Verkaufspreise abrufen. Wenn du mehr darüber erfahren willst, mit welchen Zaubersprüchen deine Helden Dämonen beschwören können, wirf einen Blick ins Buch Liber Cantiones. Die Borbarad-Edition haben wir vor Kurzem vorgestellt.

Hinterlasse einen Kommentar