Princes of Midnight - Interview mit dem Autor Alexander Lenz

Princes of Midnight - Interview mit dem Autor Alexander Lenz

Ziemlich genau vor einem Jahr, nämlich am 17. Oktober 2020 erschien ein neues und sehr interessantes Rollenspiel mit dem Namen Princes of Midnight. Es stammt aus der Feder eines langjährigen Bekannten von mir. Um so mehr hat es mich gefreut, als ich hörte, dass sein Projekt erfolgreich abgeschlossen und veröffentlicht wurde. Doch wir wollen dem Interview nicht zu sehr vorgreifen und starten deswegen jetzt einfach direkt durch. Viel Spaß dabei.

Und danach war ich im Grunde genommen am Haken.

> Erzähl uns doch einmal kurz, wer du eigentlich bist.

"Hallo, mein Name ist Alexander Lenz, ich bin ein Mitt-Dreißiger der seit ...pff, seinem 13ten Lebensjahr Rollenspiele spielt und der Typ, der das Spiel geschrieben hat."

> Seit dem 13ten Lebensjahr? Nach Adam Riese sind das schon eine ganze Menge Jahre an Rollenspielerfahrung, die du auf dem Kerbholz hast.

"Ja, das fing damals ganz unschuldig an. Der große Bruder meines damals besten Freundes war über den Sommer bei seinen Eltern und hat für uns damals ADnD 2te Edition vorgestellt und geleitet. Und danach war ich im Grunde genommen am Haken. Da ich gleichzeitig schon, weil sie im Handel günstig zu bekommen waren, auch DSA-, Shadowrun- und Battletech-Romane las, war ich in der Thematik natürlich auch drin. Und dann ging das eigentlich ganz schnell. Ich weiß noch, wie ich mit meinem Vaddi in Karstadt war und wir dann das damalige Shadowrun 3te Edition Grundregelwerk für unfassbare 90 DMark mitgenommen haben."

> Du warst also schon ganz früh dabei. Warum dann eigentlich ein eigenes Rollenspiel?

"Ohh, das hat mehrere Gründe. Ich hab bei mir zuhause ein ganzes Regal voll mit Rollenspielbüchern und auf der externen Festplatte sicherlich noch diverse Gigabyte an gekauften PDFs von weiteren, die ich über die Jahre gelesen habe.

Aber im Grunde war da immer der Gedanke: 'Die Art des Spiels ändert sich mit dem Rollenspiel, das wir spielen." Das wurde 2018 in dem Spruch 'System Matters' ganz schön ausgedrückt. Vielen ist das auch verständlich, wenn ich das so beschreibe: Das Spielerlebnis, das ich mit Shadowrun, DSA oder anderen Spielen dieser Art habe, ist total verschieden.

Klar, es lässt sich auf bestimmte Grundkonzepte runterbrechen, aber das würde auch ignorieren, dass wir durch das Spiel Geschichten auch anders erzählen. Und wie jeder weiß spielt sich Monopoly auch anders als zum Beispiel ein Warhammer-Tabletop. Welches Spiel wir spielen, verändert die Geschichte und die Art in der wir sie erleben und Spaß haben."

Mal als ein Untote, die sonst von Helden niedergekloppt werden, unterwegs sein

> Warum dann Princes of Midnight? Was ist denn daran so besonders oder sagen wir anders?

"Eine der Erfahrungen die ich gemacht habe ist, dass Böses ganz schwer ist. Viele wollen gute Personen spielen, schöne Erlebnisse haben, Helden sein. Aber Rollenspiel ist auch Flucht-aus-dem-Alltag, ein bisschen 'die Sau rauslassen', sag ich mal. Nicht umsonst haben Rollenspiele seit jeher damit geworben, dass man auch 'dunklere Charaktere' spielen kann, DnD schrammt da immer wieder ran, in Shadowrun verkörpert man Berufskriminelle, in Spielen der World of Darkness sogar direkt Monstrositäten, vor denen ein jeder von uns sich fürchten würde.

Aber so die ganz klassische Schiene: Mal als ein Untoter, einer von 8000, die sonst von Helden niedergekloppt werden, unterwegs sein, das hab ich eher nicht gesehen. Und das war für mich so ein bisschen ein Affront. Von wegen 'Kann doch nicht sein, dass es das nicht gibt!'
Also hab ich das selber geschrieben."

Princes of Midnight - One-Shot Charakterbogen

> Was unterscheidet Princes of Midnight von anderen Spielen? Warum empfiehlst du mir, dass ich es spielen sollte?

"Zum einen das Thema. Das Spiel ist darauf ausgelegt, dass die Charaktere dunkle Dinge tun und das auch ohne Scham. Zudem hat es, für viele ist das ja auch schwierig, einen Comedy-Aspekt. Dunkle Taten können leicht überreizt und ins Lächerliche gezogen werden und das sollen sie auch! Denn niemand will im Detail Gore-Porn spielen oder beschreiben wie er ein Dorf in Schutt und Asche legt.

Es ist dramatisch, ein bisschen aus der großen, der 'coolen' Perspektive gesehen. Und es bestraft Spieler für Dummheiten nicht massiv. Denn seien wir mal ehrlich: Sie sind schon tot! Schlimmer geht's eigentlich nicht. Der Tod ist also keine Grenze, sondern kommt immer wieder."

Und dieser Dungeon, das gehört halt auch dazu, wird auch mal von 'Helden überfallen'

> Im Vorwort schreibst du unter anderem auch, dass Princes of Midnight für Fans der alten Computerspiel-Reihe Dungeon Keeper ist. Den spannenden Bezug musst du uns näher erklären?

"Hihi, das fragen viele. Wichtig ist zu unterscheiden: Princes of Midnight kann als Oneshot oder in Kampagne gespielt werden. In Ersterem spielt man einmal. Es gibt einen Charakterbogen. Dafür würfelst du fünf-, sechsmal und fertig ist der Charakter.

Im Kampagnenmodus geht es darum, dass die Spieler ihrem dunklen Meister, den sie selber vorher zusammenbauen, zur Macht verhelfen. Und dazu gehört auch, dass im Laufe der Zeit der Dungeon gebaut wird.

Das machen auch die Spieler, zwischen den Missionen. Und dieser Dungeon, das gehört halt auch dazu, wird auch mal von 'Helden überfallen'. Und da dürfen die Spieler dann auch mal das Feeling mitnehmen."

> Das klingt sehr aufregend und tatsächlich ein ganz bisschen nostalgisch. An dieser Stelle hast du noch die Gelegenheit ein paar 'famous last words' für uns zurückzulassen:

"Habt Spaß. Seid cool. Seid böse. Traut euch. Und wenn ihr das Gefühl habt, ihr wollt was ändern, dann macht das. Ihr bestimmt das Spiel. Und solange das für euch funktioniert, macht ihr alles richtig."

> Vielen Dank für deine Zeit. Bleib gesund und vor allem kreativ!

"Besten Dank und alles Gute!"

Dieses Interview wurde am 22.10.2021 geführt.

Princes of Midnight ist ein Horror-Comedy-Rollenspiel aus der Feder von Alexander Lenz. Wer weitere Informationen sucht, findet diese auf der Website itch.io.
Alexander Lenz stammt aus dem Norden Deutschlands und gehört seit vielen Jahren zum Organisations-Team der Namenlosen Tage in Syke.

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